
Arenberg-Nordkirchener Pony
Schloss Nordkirchen (Photo: D. J. Opora)
1923 gründete der Erbprinz von Arenberg in seinem Hirschpark bei Schloss Nordkirchen ein halbwildes Gestüt in der Tradition westfälischer Wildbahngestüte. Stammstuten der Zucht waren „Panje“-Stuten, von denen einige einen hohen Anteil Konikblut führten oder sogar reine Koniks waren. Als Deckhengste wurden zunächst Dülmener Wildpferdhengste eingesetzt, die der Rasse viele Wildpferdemerkmale mitgaben. Später kamen u. a. ein Welsh-Pony-Hengst, ein Lehmkuhlener-Ponyhengst und Hengste eigener Zucht zum Deckeinsatz.
Die Stuten wurden ganzjährig im Freien gehalten. Die Decksaison dauerte von Mai bis August. Danach wurden die Deckhengste als Kutschpferde eingesetzt. Jährlich wurden die Junghengste mit der Hand aus der Herde ausgefangen und verkauft. Stuten wurden das ganze Jahr über abgegeben.
In den zwanziger und dreißiger Jahren wurde die Rasse neben dem Einsatz als Wirtschaftspferd als Sport- und Freizeitpferd genutzt. Nach dem zweiten Weltkrieg ging die Bedeutung zurück. Ab ca. 1960 wurde mit der erstarkenden Wirtschaft die Nachfrage nach einem Reitpony für Kinder und Jugendliche größer. Das Arenberg-Nordkirchener Pony bildete gemeinsam mit dem Dülmener Wildpferd eine kleine aber sehr wertvolle Zuchtbasis für die kaum bedeutende Pony- und Kleinpferdezucht, besonders da der Herzog von Arenberg immer Stuten aus seiner Wildbahn abgab. 1968 löste der Herzog von Arenberg seine Zucht auf, Pächter des Gestüts wurde der Textilkaufmann Manfred Orthmann. Er übernahm einen Teil der Zuchttiere. Dem Aufwärtstrend in der Reitponyzucht folgend veredelte Orthmann das Arenberg-Nordkirchener Pony. Besonders gute Ergebnisse brachte die Anpaarung an Welsh-Pony- und Araberhengste. Orthmann gelang es den Stempelhengst des Beginns der Reitponyzucht Westfalens „Nazim“ für sein Gestüt zu gewinnen. Viele der Arenberg-Nordkirchener Ponys gingen in der Reitponyzucht Westfalens auf. 1984 wurden die Tiere zum letzten Mal unter der Rassebezeichnung auf der Grünen Woche in Berlin gezeigt. Manfred Orthmann löste die Zucht auf, die Rassebezeichnung Arenberg-Nordkirchener Pony wurde aufgehoben, die verbleibenden Tiere als Deutsches Reitpony bezeichnet.
Das unveredelte Arenberg-Nordkirchener Pony hat ein Stockmaß von 1,30 bis 1,35m. Bei den Fellfarben dominieren Braune, Schwarzbraune, Rappen und Mausgraue; Füchse und Schimmel sind selten. Viele Ponys haben Wildpferdemerkmale (Aalstrich, Mehlmaul, Zebroidstreifen). Kleine weiße Abzeichen können auftreten, ein Erbe der Panje-Stuten. Das Fundament ist hart und korrekt. Die Ponys haben taktreine, elastische, raumgreifende Gänge und ein hervorragendes Springvermögen. Dabei sind sie genügsam, ausdauernd, freundlich, zäh und von bester Gesundheit. Durch die Veredlung mit Welsh-Pony- und Araberhengsten ging der Wildpferdecharakter verloren. Die Ponys wurden sehr edel mit einem Stockmaß von ca. 1,40m. Dabei sind die Tiere oft sehr „bunt“ mit großen weißen Abzeichen.
Ab Mitte der 1990iger Jahre stieg das Interesse an der Rasse wieder an. Man versuchte die Restbestände zu sammeln. Dabei wird das Arenberg-Nordkirchener Pony über die Mutterseite definiert. Mindestens die Großmutter muss reinrassig sein. Die Identifikation der Zuchttiere ist schwierig und zeitaufwendig, da viele als Deutsches Reitpony geführt werden. Das Arenberg-Nordkirchener Pony steht auf der Roten Liste der bedrohten Haustierrassen und gilt als extrem gefährdet. Ein Erhalt ist nur möglich, wenn es als eigenständige Zuchtpopulation erhalten bleibt.
Bekannte Hengste Arenberg-Norkirchener Blutführung sind „Nansen“ (1976 bis ?) und „Nantano“ (1979-2009). Beide Hengste haben große Bedeutung in der Reitponyzucht Westfalens. „Nantano“ wurde zum Stempelhengst, „Nansens“ Tochter „Nibelungenlied“ zur Begründerin einer großen Stutenfamilie.